VER-Brennungen
2012
Das Stück
Das Stück erzählt retrospektiv die Geschichte von Nawal, die auch in der schwärzesten Hölle des Bürgerkriegs an die heilende Kraft der Liebe und die Macht der Worte geglaubt hat. Doch das Schicksal konfrontierte diese Mutter mit einer Wahrheit, die sie zum Schweigen bringen musste und die sie zu Lebzeiten für immer von ihren Kindern entfremden sollte. Nawal hinterlässt, als sie mit sechzig Jahren stirbt, ein rätselhaftes Testament. Ihr Freund und Anwalt Hermile Lebel ist mit der Testamentsvollstreckung beauftragt. Er übergibt ihren Kindern, den Zwillingen Jeanne und Simon, jeweils einen Brief, den sie an ihren Vater, den sie für tot hielten und an ihren Bruder, von dessen Existenz sie bisher nichts wussten, überbringen sollen. Genervt und widerwillig nehmen die beiden jungen Leute den letzten Willen der Mutter an und begeben sich schließlich auf die Suche nach dem Vater und dem Bruder. Ihr Besuch im Heimatland ihrer Mutter wird zu einer fesselnden Reise in die Vergangenheit. Nach und nach entschlüsselt sich das Leben ihrer Mutter, und sie erhalten erschreckende und schockierende Einsichten in ihre eigene Geschichte. (verändert nach Programmheft Münchener Volkstheater).
Wajdi Mouawad, geboren 1968 im Libanon, ist mit acht Jahren mit seinen Eltern nach Frankreich ausgewandert, und von dort 1983 nach Québec (Kanada) weiter gezogen. Dort erhielt er eine Schauspielausbildung gründete und leitete ein Theater in Montréal und avancierte zu einem der führenden neuen Talente im frankokanadischen Sprachraum. Unter dem Titel „Incendies“ wurde Verbrennungen 2003 in Montréal uraufgeführt. Europäische Theaterfestivals wie das Festival d’Avignon haben Wajdi Mouawad schon vor Jahren als Impuls gebenden jungen Autor wahrgenommen, so wurde er 2009 zum künstlerischen Berater für das Festival d’Avignon ernannt.. In 2011 zeigt die Schaubühne Berlin seine Inszenierung des aktuellsten Stückes Zeit/ Temps. In 2010 verfilmte Denis Villeneuve Verbrennungen. Der Film erhielt eine Nominierung für die Oscars 2011 als Bester fremdsprachiger Film und kommt im Sommer 2011 als „Die Frau die singt“ ins deutsche Kino. (verändert nach www.wikipedia.de)
Zur Inszenierung
Verbrennungen erzählt drei parallele Geschichten: Zum einen die Lebensgeschichte von Nawal Marwan, der Mutter von Jeanne und Simon, die ihren Kindern ihre erschreckende Vergangenheit verschweigt. Zum zweiten die Geschichte der jungen Nawal, die schwanger ist und deren Leben zusehends außer Kontrolle gerät. Und zum dritten in Fragmenten die Geschichte eines durch Bürgerkrieg zerrissenen Landes und die Chronik des Widerstands, an dem Nawal teilnimmt.
Nawal und die anderen Personen in Verbrennungen durchwandern verschiedene Zeit- und Ortsebenen, teilweise begegnen sie sich gar in Gegenwart und Vergangenheit. Wie in einem Krimi setzt sich die Familiengeschichte der Geschwister und ihrer Mutter zusammen, laufen die Enden der Geschichten ineinander und bilden am Ende einen roten Faden. In der Inszenierung wird dies gelöst durch die Aufteilung der Rolle der Nawal auf drei Schauspielerinnen, die die jung-verliebte, kämpfende und die rückblickende Facette der Person zeigen. Auch ihre Kinder Jeanne und Simon sowie der Notar Hermile Lebel werden von mehreren Schauspielern dargestellt. Stilistisch setzen wir die Rolle des Hermile Lebel bewusst mit komödiantischen Elementen ein, um mit dem Auftreten des Notars dem Zuschauer im unaufhaltsamen Lauf der Tragödie Augenblicke zum Atemholen zu erlauben und um Spannung abzubauen.
Übergeordnet wollen wir zeigen, welche schrecklichen Folgen Kriegsgeschehnisse in Kopf und Seele von Menschen auszulösen vermögen. Krieg ist nicht nur ein einem Ort, auch Verbrennungen wurde vom Autor nicht an einen konkreten Ort verlegt. Es geht auch nicht um eine konkrete Darstellung tatsächlicher Ereignisse aus dem libanesischen Bürgerkrieg, sondern um die Darstellung dessen, was Krieg aus den Menschen macht und wie unterschiedlich sie sich in einer solch grausamen und unmenschlichen Situation behaupten. Um dies noch stärker in den Vordergrund zu heben, haben wir das Drama um die so genannten Flüchtlinge“ ergänzt. Entwickelt wurden diese Rollen auf Grundlage von Erzählungen realer Personen und ihren echten Schicksalen, wie sie auf der Homepage der UNO- Flüchtlingshilfe dokumentiert sind (www.uno-fluechtlingshilfe.de).
Aufführung und Karten
Mittwoch, 15. Juni 2011
Donnerstag, 16. Juni 2011
Freitag, 17. Juni 2011
jeweils 19.30, Waggonhalle Marburg
Fotos
Ensemble
Abhinav Sawhney
Cornelia Jacob
Daniela Schäfer
Elisa Heide
Elisabeth Michel
Florian Dietrich
Freya Meletzki
Isabelle Meyer
Jana Lambeck
Jimin Lee
Jule Weick
Julia Pausch
Julia Preiß
Kassandra Pape
Laura Kaufmann
Lea Pfeifer
Lena Hilberger
Leonie Haigis
Liljana Brennstuhl
Lisa Eimer
Martin Gerhardt
Mikel Müller
Svetlana Matveeva
Presse
Spielleitung
Tobias Purtauf