DIE gerechten
2014
Das Stück
Albert Camus’ Drama DIE GERECHTEN (1949) stellt die Frage, ob der politische Zweck jedes Mittel heiligt – wie weit darf man gehen? Bis zum Mord? Eine Gruppe junger Menschen glaubt von sich, sie seien, so verschieden sie auch erscheinen mögen, die Auserwählten. Unter der Parole “endlich handeln”, nicht mehr debattieren, nicht mehr zögern, nichts mehr relativieren, keine Angst mehr haben oder falsche Rücksicht nehmen statt immer nur zu reden, geht es um die Frage: Umsturz oder Reform? Terror oder legaler Protest? Die Gruppe entscheidet sich für den Terror und bekommt ihn ins eigene Haus, als der erste Attentatsversuch misslingt, denn Yanek hat die Bombe nicht geworfen, weil auch Kinder mit ihm Fahrzeug saßen. Daraufhin geraten “die Träumer des Absoluten”, wie Hans Magnus Enzensberger die Terroristen nennt, aneinander. Stepan ist, anders als Yanek, jedes Mittel recht im Kampf gegen das Regime – auch der Tod von Kindern und Unschuldigen. Annenkov als Führer der Gruppe und Yaneks Freundin Dora sind letztlich bereit, ihre Pläne zu ändern. Woina erkennt hingegen ihre Unfähigkeit zur Tat, tritt zurück ins zweite Glied. Die Gruppe entschließt sich zu einem zweiten Attentatsversuch und nach der zweiten Bombe kommt es zu einem Nachspiel über Brüderlichkeit, Verrat, Glaube, Tod und Liebe. „An uns wird sich die Welt erinnern. An Euch nicht!”.
Zur Inszenierung
Von Beginn an war klar, dass wir die ursprüngliche historische Beziehung des Originalstücks (Anschlag auf den Großfürsten Sergei, 1905), auf der Camus seine Terrorgruppe aufbaut, auflösen wollen. Somit sollte die Zeitlosigkeit der Problematik dargestellt werden, indem wir jede namentliche historische Andeutung gestrichen haben: den ursprünglichen Großfürsten benennen wir im Stück immer nur als IHN, seine Frau als SIE. Denn solche IHNs gibt es heute immer noch. Aktuelle politische Zusammenhänge zum heutigen Russland liegen zwar auf der Hand, werden von uns aber nicht vordergründig thematisiert.
Die große Herausforderung dieses „Textstückes“ für uns war, den Kammerspielcharakter der Stückvorlage auszulösen: eigentlich diskutieren ständig nur fünf Personen miteinander über die moralischen Grundlagen des Terrors. Unsere Lösung dafür beruht auf drei Wegen: (1) dramaturgisch wurde das Original durch vielfältiges zusätzliches Textmaterial ergänzt mit dem Ziel, über direkte Publikumsansprache den Grundkonflikt „sanfte Revolution vs Terror“ in Breite zu diskutieren. Hier dienten als Quelle neben biographischen Ansätzen über kleine und große Ungerechtigkeiten z.B. Texte von Stéphane Hessel (Empört Euch!), Originalzitate der RAF sowie viele Liedtexte. (2) Musik an sich ist der zweite Weg: für jeden Hauptcharakter des Stückes wurde ein eigenes Lied von Henri komponiert, um akustisch die Figur zu unterstützen. (3) Weiterhin ist der Einsatz der Livecam ein Weg, über die direkte Verfilmung unseres Stückes dem Zuschauer eine zusätzliche Perspektive oder einen direkten Focus auf bestimmte Szenen zu vermitteln.
Aufführung und Karten
Mittwoch, 9. Juli 2014
Donnerstag, 10. Juli 2014
Freitag, 11. Juli 2014
jeweils 19.30, Waggonhalle Marburg
Fotos
Ensemble
Anna Osterlow
Anna Seifart
Carla Klusman
Charlotte Kaletsch
Emma Weiler
Hanja Hofheinz
Henri Heiland
Jacob Westerholt
Joana Splieth
Johanna Wiemer
Johannes Clement
Joseph Ronicke
Julius Geske
Julius Seifert
Lea Fueß
Lennart Armbrust
Lisa Malkus
Luca Meyerding
Luzie Gerstenhöfer
Mette Schlimmermann
Saskia van der Meer
Presse
Spielleitung
Tobias Purtauf